Wie sich mein Honorar für professionelle Vorträge und Workshops zusammensetzt
Ein drei- oder vierstelliger Betrag als Stundenlohn? Wie kann das sein? Na ja, weil Ihr nicht nur eine Stunde bekommt.
Was im vermeintlichen drei oder vierstelligen „Stundenlohn“ enthalten ist:
- Wissen: jahrelange Expertise und fundierte Erfahrung im angefragten Themen-Bereich
- Lernen: jahrelange Weiterbildung, Netzwerken, Hintergrundgespräche mit Menschen aus den jeweiligen Fachbereichen
- Übersetzen: Tech to Human – Techniker:innen-Sprech für Normalmenschen verständlich machen. Und umgekehrt.
- Vorbereitung: Vorbereitung des Vortrags, die meistens mehrere Tage, manchmal sogar Wochen dauert, z. B. bei Recherche aktueller Fälle und Zahlen, Kontakt mit Menschen aus dem Themenbereich für persönliche Hintergrundgespräche etc. Dazu die inhaltliche Aufbereitung passend zu den Anforderungen des jeweiligen Veranstalters, die allein meist ein halber Tag Arbeit ist.
- Das Vorher und Nachher: Ein Vorab-Fragebogen zur Vorbereitung für die Teilnehmenden des Workshops und ein Impuls einige Tage nach dem Workshop sind super, um bestehendes Wissen zu aktivieren und neu erworbenes zu festigen und zum weiteren Nachdenken anzuregen. Muss nur auch vorbereitet werden, beim Nachklapp üblicherweise anhand der Diskussionen, die während des Workshops geführt wurden. „Von der Stange“ ist da nichts.
- Entertainment: Expertise in Aufbau, Dramaturgie und Rhetorik eines guten Workshops oder Vortrags, der die Teilnehmenden dort abholt, wo sie sind, sie packt und bewegt und weiterbringt. Diesen Skill habe ich jahrelang geübt, trainiert und optimiert.
- Wirkung: Wenn ein Vortrag dazu beiträgt, dass Menschen anders oder überhaupt über Themen nachdenken und vielleicht sogar umdenken und neue Perspektiven einnehmen, ist eine Weiterentwicklung vorprogrammiert.
- Zeit: An- und Abreise, oftmals ein bis zwei Tage, ein oder auch mehrere Briefings, Absprachen vorab etc.
Über Geld spricht man doch.
Zeit wird’s, über Geld offen zu sprechen. Wenn es nach mir ginge, würden Veranstalter:innen einfach ganz transparent allen Vortragenden dasselbe zahlen zzgl. jeweiliger Fahrtkosten und allen wäre gedient. Insbesondere Frauen, die meist zu bescheiden in Honorarverhandlungen reingehen und wegen ihrer Sozialisation („über Geld spricht man nicht“, „sei nicht so gierig“, „Bescheidenheit ist eine Zier“ etc.) benachteiligt werden. Man könnte auch diskriminiert sagen.
Abgesehen davon sind die Budgets verschiedener Veranstalter:innen und Firmen sehr ungleich gefüllt. Also, lasst uns reden.
Meine Honorarvorstellung passt nicht zu Eurem Budget? Lasst uns reden!
Man kann über alles reden, auch über das Honorar. Was ist Eure Vorstellung? Welches Budget ist für die Vortragenden eingeplant? Das Einzige, worauf ich keine Lust habe ist, wenn männliche Vortragende wieder einmal mehr bekommen als die weiblichen Kolleginnen. Ansonsten finden wir gemeinsam sicher eine Lösung.
Wieso kostet ein kurzer Vortrag genauso viel wie ein langer?
Ihr kennt sicher das schöne Zitat: „Entschuldigung, dass ich einen langen Brief geschrieben habe, ich hatte keine Zeit für einen kurzen.“ (Blaise Pascal, 1656)
Einen langen Vortrag von 45 oder 60 Minuten zu halten ist tatsächlich einfacher als in 20 oder 25 Minuten die wichtigsten Kernpunkte prägnant und unterhaltsam rüberzubringen, dass sich die Anwesenden davon etwas mitnehmen, sodass der Vortrag am Ende auch etwas bewirkt.
Lange Workshops mit Briefing zur Situation im Betrieb, Vorbereitung des Arbeitsmaterials, ggf. eines Vorab-Fragebogens und eines eventuellen Nachklapp-Impulses sind natürlich nochmal eine andere Sache. Hier fließen mehrere Stunden in die individuelle Beschäftigung mit den Fragestellungen des Auftraggebers und der Teilnehmenden.
Und warum ist auch ein Online-Workshop so „teuer“?
Natürlich entfällt bei einem Online-Workshop die Reisezeit. Aber habt Ihr schonmal einen drei- oder gar achtstündigen Online-Workshop veranstaltet, dabei die Teilnehmenden bei der Stange gehalten, Vorwissen aktiviert, neues Wissen rübergebracht, mit Fragerunden gefestigt und für alle Beteiligten Mehrwert geschaffen? Genau, dann wisst Ihr, dass das eine ganz andere Nummer ist als vor Ort im Raum, wo uns Gruppendynamik und Diskussionen Vieles abnehmen. Online müssen wir die Bildschirm-Barrieren überwinden und viel mehr Energie und Fokus aufwenden, um die Teilnehmenden zu erreichen.